Korridor der 7 Mythen

ULLI A. Rützel

Sieben kurze Videodokumentationen sind auf zwei großen Monitoren im siebten, dem östlichen Abschnitt des 173 Meter langen obersten Korridors der „Hochschule für angewandte Wissenschaften Südwestfalen“ in Meschede zu sehen.

Diese von Ulli A. Rützel zusammengestellte Installation stellt einen ergänzenden Programmpunkt innerhalb der Veranstaltung „Multimedia Produktionstechnik“ dar – ein künstlerisches multimediales Lehr- und Aussstellungsprojekt mit dem Titel „Metatrips durch Korridore“, das von ihm kuratiert wird. „Korridor der sieben Mythen“ bietet eine interdisziplinäre Auseinandersetzung mit dem Thema Wirkungen und Einflüsse kultischen Geschehens antiker Mythen auf unsere von digitalen Techniken und digitalen Medien geprägten Gesellschaft und animiert zum wissenschaftlichen Diskurs. Diese Videoessays dienen zudem als Vorlage und Anregungen für Studierende des Fachgebiets „Digitale Medien“, ähnliche kurze künstlerische Darstellungsformen zu produzieren.


Korridor des Phantastischen

Der Mythos in Michael Endes gleichnamiger Erzählung „Der Korridor des Borromeo Colmi“ über einen nie endenden Korridor in einem Palazzo in Rom ist der Ausgangspunkt sowohl dieser sieben Geschichten als auch des gesamten multimedialen Kunstprojektes „Metatrips durch Korridore.“

Franceso Borromini

Er arbeitete mit plastisch, ja organisch geformten, meist ganz in weiss gehaltenen Innenräumen und konkav geschwungenen Fassaden. Seine eigenwilligen Erfindungen trugen ihm den Ruf ein, extravagant, „bizarr“ und „gotisch“ zu bauen. Ein Beispiel dafür bietet die „Perspektive“ im Innenhof des Palazzo Spada in Rom: Die nach hinten kleiner werdenden Säulen suggerieren eine räumliche Tiefenerstreckung, die in Wirklichkeit gar nicht vorhanden ist, und lassen die Figur am Ende viel grösser erscheinen, als sie tatsächlich ist.

Zeitkorridore

Mythos Zeit: Begegnungen mit Gott Chronos, Herrscher über Lebenszeit; mit John Cage und seinem Orgel-Kunst-Projekt in Halberstadt; mit der Gottheit Äon als Ewigkeitsgott; mit Mönchen aus Nord-Ost Indien und Bhutan.

Mythos Turmbau Zu Babel

Es hat sich nichts geändert von der Antike bis heute: Mit dem Turmbau wollten die Menschen Gott gleichkommen. Warum zerstören wir unsere Erde? Verhindern das die riesigen Rechenzentren und Quantencomputer?

Baldurs Korridore des Lichts

Der germanische Gott verkörpert Glück, Licht und Freude. Mit Baldurs Tod endet die Sommerzeit. Licht nimmt ab, Leid nimmt zu, Stille kehrt ein. Aber Licht ist in der Kunst immer präsent.

Traumpfadkorridor

Die Ahnen der Aborigines, ihre Wegweisungen, ihre Kunst. Das kosmische Alphabet des Künstlers El Loko aus Togo und die Korridore der Borkenkäfer: Wie hängt das alles zusammen?

Gilgameschs Flüchtlings-Korridore

GILGAMESCH, Gottkönig von Uruk/Babylonien, Menschenfreund und Leitfigur. Das Epos dieses Helden gilt als Sinnbild für positive Machtausübung: Er stoppte die Flüchtlingsströme im alten Babylonien, brachte Frieden nach Mesopotamien, ließ zerstrittene Völker zusammenführen.

Und heute?!

Kulturkorridor des Prometheus

Der von Zeus gepeinigte Prometheus ist Feuerbringer und Lehrmeister der Antike – Urheber der menschlichen Zivilisation und Kultur. Heute Symbolfigur des wissenschaftlichen und technischen Fortschritts, der Herrschaft des Menschen über die Natur, der grenzenlosen Schöpferkraft des modernen Menschen. Jugendliche kommen hier zu Wort, natürlich Goethe und Aischylos. Das furchterregende „Zeitalter des Plastiks“ polarisiert mit der Sehnsucht nach Einklang mit einer gesunden Natur.


Nationen, Gesichter, Zeitalter ziehen,

Vorbei wie in einem Traum.

Im  sich verändernden Glimmerglas der Natur

Sind Sterne die Netze und wir ihr Fang.

Götter sind Schatten auf der Wand.

VELIMIR KHLEBNIKOV (1885-1922)


Vita 

1944               in Gelsenkirchen-Buer geboren.

1972               Musikproduzent bei der BASF Musikproduktion

ab 1974         bei der Phonogram (Universal Music)

1979               Mitbegründer der ARS ELECTRONICA in Linz und Co-Programmgestaltung bis 1982.

1982               Start der eigenen Musiklabels Erdenklang und CCn‘C und dem Erdenklang Musikverlag

2005               Verkauf der Labels und Verlage

Weitere Infos: https://www.ulli-ruetzel.com