Weltenzeit-Banner
THIES GRÜNWALD
Die Darstellung einer „Weltenzeit“ vom Urknall bis ins Jahr 2200 ist auf diesem 18 Meter langen Banner zu bestaunen, in einem umgekehrten zeitlichen Verhältnis: Die Urzeit vor Milliarden und Millionen Jahren vor Beginn menschlichen Lebens, dem Holozän, sind im Verhältnis zur Jetztzeit, dem Anthropozän und einer fiktiven Zukunft, dem Chthuluzän, entsprechend kurz dargestellt. Unsere heutige und zukünftige Herausforderung ist es, Optionen zur Erhaltung des Planeten, seiner Natur und ihrer Lebewesen zu entwickeln. Erkenntnisse aus Technik, Wissenschaft und Forschung dienen dazu, aber ganz besonders auch jene aus dem grossen Umfeld der Geisteswissenschaften.
Einige hochkarätige Wissenschaftler, darunter die US-Amerikanerin Donna Haraway, bezeichnen die zukünftigen, dem Anthropozän nachfolgenden Epochen als Kapitalozän, Plantationozän und letztendlich als Chthuluzän, dem Zeitalter des fortdauernden Lernens, wie ein Leben auf der beschädigten Erde möglich ist. Fiktionen sind mit Fakten zu verbinden, neue Geschichten mit offenen Enden müssen erfunden werden. Der Mensch wird kaum als Individuum überleben, sondern nur im „Mit-Werden“ mit anderen Arten der Tier- und Pflanzenwelt, als sog. „Symbionten“. Diese neue Artengemeinschaft, einer Verbindung der bestehenden Spezies, ist in der Lage sich gegenüberstehende Strukturen, sog. Dichotomien, wie Tier und Mensch, Mann und Frau, Organismus und Maschine (die „Cyborgs“), öffentlich und privat, Natur und Kultur, zu überwinden.
Das Anthropozän, das eine geochronologische Epoche anzeigt, beschreibt die Verantwortung des Menschen für die transformativen Auswirkungen auf der Erde. Diese neue geochronologische Epoche löst das Holozän ab, ein Zeitalter, in der verschiedenste Artengemeinschaften in Refugien Zuflucht finden konnten, um ihre kulturelle und biologische Vielfalt zu wahren.
Das Kapitalozän, ist eine kritische Reaktion auf das „Anthropozän“ in der Erwägung, dass menschliches Handeln immer von politischen und wirtschaftlichen Machtbeziehungen sowie Ungleichheiten vor dem Hintergrund des globalen Kapitalismus beeinflusst ist.
Das Plantationozän, befasst sich mit den „Plantationen“, die auf Sklavenarbeit basierten. Und weiter bis zu den heutigen riesigen Monokulturen und Massentierhaltungen. (Anna Tsing, Donna Haraway)
Startpunkt: Kolonisierung des amerikanischen Kontinents
Das Robotonozän, beinhaltet auch das Metaversum:
Leben in zwei Welten: Der realen und der virtuellen.
Der Zulauf zur digitalen Scheinwelt ist der Anfang einer Entwicklung zu einem dreidimensionalen verkörperten Internet mit einer Vielzahl von virtuellen Welten. Dabei wird erwartet, dass man künftig mit seinem persönlichen Avatar auf verschiedenen Plätzen unterwegs sein kann. Man wird sich von der analogen Welt mühelos in eine bzw. in mehrere virtuelle Welten gleichzeitig begeben können. Wir werden Grundstücke besitzen, die es nicht gibt, wir werden uns in Orten aufhalten, die es nicht gibt, wir werden Grundstücke und Kunstwerke mittels der NFTs (Non Fungible Tokens) kaufen und verkaufen, die es nicht gibt. Wir treffen uns mit „Menschen“ virtuell zum Schachspielen und in Galerien. Es wird mehr sein als virtuelle Realität. Es wird ein Netzwerk sein von verbundenen Erlebnissen und Apps, Geräten und Produkten, Werkzeugen und Infrastruktur.
Diese neuen technischen, sozialen und ökonomischen Gebilde mit ihren Mechanismen bedürfen eines politischen und soziokulturellen Regulativs. Wir müssen diese Entwicklung stoppen. Wir müssen ins „Chthuluzän“, sonst hat der Mensch und dieser Planet keine Chance des Überlebens.
Thies Grünwald: Bzgl. der Arbeit kann ich sagen, dass es ein sehr zeitaufwändiges und schwieriges Unterfangen war die Weltgeschichte auf gerade mal 18m einzufangen.
Insofern war auch zu Beginn der Arbeit nicht klar, wie das fertige Endprodukt wirklich aussehen sollte, da ich erstmal die nötigen Puzzleteile der Geschichte zusammensuchen musste.
Dann bestand die Herausforderung darin, aus diesen vielen kleinen Einzelfragmenten den Eindruck eines großen Gesamtwerkes zu schaffen, auch wenn das Banner letztlich aus weit über 600 Einzelfotos zusammengesetzt ist (d.h. Auswahl der Fotos anhand von Perspektive, Lichteinfall, Bildstil, Auflösung und schlussendlich inhaltlicher Richtigkeit).
Jetzt aber das fertige Banner einmal in ausgedruckter Form zu sehen ist spannend, weil man als Betrachter hoffentlich die vielen kleinen versteckten Details findet, die einem beim ersten oder auch zweiten Blick ggf. entgangen sind. Und natürlich steckt auch eine gewisse Kritik in der Aussage, weil aufgezeigt werden soll, was der Mensch mit seinem Handeln zu verantworten hat und welche Konsequenzen sich ggf. daraus für uns als Spezies (vielleicht) sogar als zukünftig bedrohte Art ergeben werden.
Vita
2008 Abitur
2009- 2013 Bachelorstudium FH Südwestfalen Meschede Internationales Management mit Medientechnik
2013- 2015 selbstständiger Mediengestalter (Sommer & Co. GmbH zu Köln)
2014- 2016 Masterstudium FH Südwestfalen Meschede Wirtschaftswissenschaften
2016- heute Wissenschaftlicher Mitarbeiter Fh Südwestfalen Meschede
Die finanzielle Patenschaft des „Weltenzeit-Banners“ übernahm dankenswerterweise
die Telekommunikationsgesellschaft HSK mbH, Stefan Glusa